Was ist Interkulturelles Know-how und warum ist es so wichtig?

Was ist interkulturelles Know-how?

Für jede Verhandlung ist es äußerst wichtig, dass Sie oder der von Ihnen beauftragte Rechtsanwalt mit der Kultur und der Sprache der Region gut vertraut ist, in der die Angelegenheit stattfindet. Aufgrund der geografischen Nähe wird häufig vergessen, dass die Art und Weise der Kommunikation in der deutschen und der spanischen Kultur oder speziell in der mediterranen oder balearischen Kultur teilweise sehr entgegengesetzt sind.

Nehmen wir ein Beispiel: Wenn Ihnen jemand sagen würde, dass ein Anwalt nach Japan reisen würde, um eine Forderung von einem japanischen Klienten einzutreiben, dieser aber absolut nichts über die japanische Kultur weiß und kein Japanisch spricht, was würden Sie denken? Sehr wahrscheinlich würden Sie denken, dass dieses Unterfangen verrückt und eine Geldverschwendung wäre sowie dass der tatsächliche Erfolg gegen Null tendieren würde.

Wenn Sie einen Anwalt beauftragen, um Ihnen in einer Angelegenheit auf den Balearen oder in Spanien zu helfen, ist es daher essenziell, dass dieser auch die örtliche Kultur und die Sprache der jeweiligen Region versteht.

Jeder Business-Coach wird Ihnen sagen, dass die grundlegende Regel für den Erfolg in einer Verhandlung darin besteht, der anderen Person zu vermitteln, dass Sie ihre Position verstehen, ihre Kultur respektieren, ihre Sichtweise respektieren und sie letztendlich als Person verstehen.

 

Warum reicht es nicht aus, nur das spanische oder balearische Recht zu kennen? Warum ist ein lokaler Mediator hierbei so wichtig?

Es gibt Aspekte und Anliegen, die nicht genau gesetzlich geregelt sind, aber in gewisser Weise den „ungeschriebenen Gesetzen des Marktes“ folgen, beispielsweise lokalen Gepflogenheiten.

Die Kenntnis der Gesetze im Handels-, Zivil- und Verwaltungsrecht kann erlernt werden. Es geht jedoch nicht nur darum, dass diese erlernt werden kann, sondern auch darum, dass sie einen sehr kleinen Teil der effektiven Arbeit eines Anwalts in einer außergerichtlichen Phase ausmacht.

 

Warum ist interkulturelle Kommunikation ein Schlüsselfaktor für erfolgreiche Anwaltsarbeit?

Wenn wir mit einer zivilrechtlichen Streitigkeit konfrontiert werden, beispielsweise, wenn ein Kunde nicht zahlt, wenn jemand seine Arbeit nicht fertigstellt oder wenn jemand nicht das tut, was vereinbart wurde, ist unser außergerichtlicher Handlungsspielraum als Anwalt natürlich sehr eingeschränkt, da wir noch keinen Richter haben, der uns zur Einhaltung zwingt.

Verhandlungsgeschick spielt daher eine Schlüsselrolle für unsere Erfolgsquote bei der außergerichtlichen Beilegung von Streitigkeiten.

Eine wirksame Kommunikation erspart daher vielen Fällen den Gang vor Gericht und somit die Verschwendung von Zeit und Geld für sinnlose Streitigkeiten.

In den meisten Zivilsachen hingegen wird der Richter Sie auffordern, eine Einigung zu erzielen, da die Sachverhalte in Handelssachen nur selten schwarz-weiß sind (auch wenn Sie glauben, dass Sie im Recht sind).

Für die Erfolgsaussichten ist es daher wichtig, die Sichtweise des anderen verstehen zu können. Dies kann jedoch nur erreicht werden, wenn man kulturell in der Lage ist, die entsprechende Kultur zu verstehen. Es gibt Beispiele, die für Außenstehende offensichtlich oder absurd erscheinen, die aber aufgrund kultureller Missverständnisse zu Konflikten führen.

Erläutern wir eine davon: Der nord- oder mitteleuropäische Kommunikationsstil zeichnet sich durch eine regelmäßige und sehr direkte verbale Kommunikation aus, bei der der Absender zu sprechen beginnt, der Empfänger zuhört und schließlich eingreift, wenn der Absender seinen Vorschlag zu Ende erzählt hat.

Der mediterrane Stil hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass dieser auf beiden Seiten lockerer und weniger respektvoll ist. Dadurch wird eine sehr direkte Kommunikation vermieden und eine herzlichere Atmosphäre geschaffen, bei der sich die beteiligten Personen ständig unterbrechen.

Personen aus der deutschen Kultur macht dies stutzig, da dies als unhöflich angesehen wird. Darüber hinaus sind Botschaften und Antworten in der mediterranen Kultur häufig verschönert sowie für Außenstehende verschlüsselt. In der Praxis hört man daher häufig, dass „Spanier viel reden“, während Personen auf der anderen Kulturseite klagen, dass „Deutsche sehr aggressiv“ seien, da diese direkter und weniger verziert kommunizieren.

Daher muss man beide Kulturen kennen, damit unnötige Konfrontationen vermieden werden können, die sogar eine Immobilientransaktion sabotieren oder das Eintreiben einer Forderung erschweren können.

In mediterranen Kulturen sind im privaten und geschäftlichen Bereich häufig allgemeine Phrasen üblich, wie beispielsweise „ja, wir werden sehen“, „kein Problem“ oder „wir werden darüber reden“. Dies ist das Ergebnis einer nicht konfrontativen und freundlichen Kommunikation, die sowohl im privaten als auch im professionellen Bereich verwendet wird. In diesen Kulturen denkt Ihr Gesprächspartner, dass Sie verstehen, dass er durch ausweichende, freundlich formulierte Sätze nichts konkretisiert. Während für Sie klar ist, dass diese Person sich zu etwas verpflichtet hat, nutzt Ihr Geschäftspartner solche Floskel dafür, Ihnen auf höfliche Art mitzuteilen, dass dieser zum Beispiel mehr Informationen braucht oder Sie für Ihn noch etwas machen müssen.

Mit anderen Worten: Wir befinden uns in der Grauzone.

Dies sind durch kulturelle Unterschiede hervorgerufene absurde Situationen, aber allerdings auch teils große Probleme auslösen. An dieser Stelle ist ein Anwalt sehr hilfreich, welcher die lokale Kultur kennt und als Vermittler fungieren kann.

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